Mittwoch, 10. Juni 2009

Obama´s Welt: Friedensfeldzug mit Folgen

Der Feldzug des Friedens geht weiter: Präsident Barack Obamas historische Grundsatzrede vom 4. Juni 2009 in der Kairoer Universität in Ägypten richtete sich vor allem an die muslimische Jugend, welche sich von ihm zu Begeisterungsstürmen hat hinreißen lassen. Auf frequentierten Web 2.0-Plattformen stellen die Medienbeauftragten des Präsidenten die wichtigsten Zitate online – machen sie sichtbar, konservierbar, diskutierbar. Twitter, Youtube, Facebook und co. dienen dem mächtigsten Mann der Welt schon seit seinem Wahlkampf als demokratisches Sprachrohr. Zweifelsohne ist er Vorreiter einer digitalen Politik. Das muss er auch sein. Eine Vernachlässigung der neuen medialen Entwicklung würde nicht nur seine weltweite Erreichbarkeit einschränken, sie würde auch dem gegenwärtigen medienkulturellen Bewusstsein zuwiderlaufen. Und das muss besitzen, wer von der Jungend gehört werden will. So begegnet der mächtigste Mann der Welt den jungen Menschen dieser Welt auf Augenhöhe.
Dass er die Rhetorik des Herrschens besser versteht als jeder gegenwärtige Politiker und die meisten Amtsinhaber vor ihm, hat er bereits mehrfach bewiesen. Mittlerweile scheint es gar, als stecke hinter den Bonmots ein echtes Herzensanliegen. Noch vor einiger Zeit hätte man jedem, der einen solchen Friedensfeldzug führt, wie es Obama derzeit tut, realitätsferne Naivität bescheinigt. Dieser machtvolle Hoffnungsträger, der selbst islamische Wurzeln hat, wirkt glaubwürdig. Als er eine Welt ohne Atomwaffen propagiert hat, wirkte er noch ein wenig stürmisch. Doch seine neuen Ziele sind nicht weniger schwungvoll. Was vollmundig "A new Beginning" geannt wird, könnte nachhaltig sein. Er fordert eine Zwei-Staaten-Lösung für den Nahostkonflikt, verbrüdert sich öffentlich mit dem islamischen Volk, appelliert symbolträchtig in Buchenwald an die Wachsamkeit der Gesellschaft. Der Holocaust-Verleugnung erteilt er ein für allemal eine Absage. Dass der Islam die Renaissance und die Aufklärung in Europa vorbereitet hat, wie es Obama ausführte, sei dahin gestellt. Fest steht: Es sind Sentenzen der Hoffnung im Pathos eines Erlösers.
Auch die anfänglichen Spannungen zwischen Merkel und Obama sind endgültig gelöst. Wenn auch nicht in Berlin, so doch in Dresden hat Barack Obama den Weg für eine Freundschaft geebnet. Er betonte die herausragende Stellung Deutschlands als Verbündeter der USA und räumte auch die letzten Zweifel an einer guten Beziehung zu Merkel aus. Der Kampf gegen die Terroristen wird weiter gehen, das hat auch Obama nicht bestritten, entscheidend ist jedoch, wie er geführt wird. Die Holzhammer-Taktik eines Bushs war nicht klug, sie hat zahllose unschuldige Opfer gekostet. Obama ist sehr viel feinsinniger, versteht sich auf kleine Gesten und leise Worte – mit mächtiger Wirkung. Er ist ein kluger Mann auf einem Friedensfeldzug. Erste Reaktionen aus der islamischen Welt sind positiv. Das Volk glaubt ihm. Und Glaubwürdigkeit ist die beste Grundlage für Vertrauen. Es sieht ganz danach aus, als würde sein Friedensfeldzug Folgen haben, als würde die Welt tatsächlich ein bisschen besser werden. Der kluge Mann spielt das frohgemute Lied der Versöhnung. Der kluge Mann könnte sich als weise herausstellen.

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