Mittwoch, 17. Juni 2009

Google und die Vermessung der Welt

Eine Astra-Armada schwärmt derzeit aus, um die Welt zu vermessen. Die schwarzen Auftragsautos sind ausgerüstet mit mächtigen 360 Grad-Kameras, die von großen Masten erhaben auf die Welt blicken. Doch sie tun mehr: Sie lichten sie ab, halten sie fest, legen sie still, um dagegen das Medientreiben noch hektischer werden zu lassen. Und welches andere Weltunternehmen außer Google sollte es sein, dessen Ziel die mediale Weltherrschaft ist. Nachdem bald der gesamte Buch- und Wissensstand der Welt eingescannt und digital verfügbar sein wird, schickt sich Google nun an, die Welt zu kartografieren. Landschaften, Straßenzüge, sogar einzelne Häuser werden abgelichtet, und in die unendlichen Datenbanken des Suchmaschinen-Monopolisten eingespeist. Bestückt wird damit nicht nur der Google Service „Street View“, sondern auch der Landkartendienst „Google Maps“. Die ersten Autos wurden bereits gesichtet. Und Hamburg ist als erste deutsche Stadt gerichtlich gegen Die Ablichtungszeremonien Googles vorgegangen – mit Erfolg. Jeder Hausbesitzer kann sich gegen eine Veröffentlichung seiner „Privatfotos“ aussprechen und eine Löschung veranlassen, und das auch nachträglich. Auch die europäischen Datenschützer haben diese Möglichkeit europaweit verankert und schränken damit den weltweiten Vermessungswahn Googles ein wenig ein. Google hat auch eingeräumt, die Route der Astra-Autos vor ihrem Streifzug bekannt zu geben. Ob sich Privatpersonen die Mühe machen, sich zwecks eines Fotoverbots an Google zu wenden, ist fraglich. Der Konzern versichert ferner, Menschen und Autos unkenntlich zu machen.
Wie jetzt bekannt wurde, soll Google künftig auch dem Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Arbeitslosenstatistiken liefern - und das schneller als die Bundesagentur für Arbeit. Schon jetzt verzeichnet Google einen Rückgang der Arbeitslosigkeit für die erste Jahreshälfte. Die Erhebung basiert wieder einmal auf dem enormen Datenbestand Googles. So würden entsprechende Jobanfragen über die Suchmaschine ausgewertet. Wahrscheinlich ist, dass auch Formulardaten und andere vertrauliche Informationen in eine solche Statistik einfließen. Fraglich bleibt, wie aussagekräftig und zuverlässig solche digitalen Statistiken sind. Es zeigt sich einmal mehr, dass heute digital verfügbare Daten immer wichtiger und einflussreicher werden – und das in allen Lebensbereichen. Wir leben in einer Datenkultur, die den richtigen Umgang und die nötige Sensibilität von jedem Einzelnen notwendig macht. Forderungen, einer Datenkultur Einheit zu gebieten, sind sinnlos und laufen ins Leere. Die Vermessung der Welt hat gerade erst begonnen. Aufhalten lässt sie sich nicht.

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