Dienstag, 19. August 2008

Das Leben ist schön

Selten hat mich ein Film so sprachlos gemacht wie dieser. Was mit ungeheuerlicher Leichtigkeit begann, endete mit einer schmerzlichen Schwere. Während sich in der ersten Hälfte die Frohnatur Guido (Roberto Benigni), ein jüdischer Buchhändler, mit allerlei Schabernack und Lebensfreude daran macht, seine "geliebte Prinzessin" (Nicoletta Braschi) zu erobern, schlägt die Komödie im zweiten Teil in pure Tragik um. Just an dem Tag, an dem sein Sohn Giosué seinen fünten Geburtstag feiert, wird Guido mit ihm und seiner mittlerweile angeheirateten Frau Dora in ein Konzentrationalager deportiert. Dort verliert Guido seine Frohnatur keineswegs, gaukelt er doch seinem Sohn vor, die Deportation sei ein Spiel, bei dem man am Ende einen echten Panzer gewinnen könne. Dass Frauen und Männer getrennt würden - beide also ihre Mutter bzw. Frau nie wieder sehen werden - sei die Mannschaftsaufteilung. Auch fürs Essen gebe es Punktabzug. Nur wer am Ende 1000 Punkte auf seiner Liste hätte, würde als Sieger hervorgehen und den "echten Panzer" gewinnen. Im erbitterten Kampf um die Punkte führt das "Spiel" auf eindrucksvolle Weise den Nationalsozialismus ad absurdum.
"Wie Charlie Chaplin in "Der große Diktator" oder Radu Mihaileanu in "Zug des Lebens" macht Roberto Benigni die nationalsozialistische Herrschaft in einer surrealen Tragikomödie mit Slapstick-Elementen lächerlich. Dabei wird die Absurdität dieses Schreckensregimes um so deutlicher. Auch wenn man beim Zuschauen immer wieder lacht, handelt es sich bei "Das Leben ist schön" um einen erschütternden Film, und in keiner Minute vergisst man das Grauen hinter der Clownerie." (Dieter Wunderlich)
Roberto Benigni hat mit diesem Film ein gewagtes Meisterwerk aus dem Ärmel gezaubert, für das er zahlreiche Oscars einheimste. In Italien sorgte der Film 1997 für stürmische Begeisterung. Und bis heute wünscht man sich mehr Filme solcher Klasse.
Am Ende klettert Giosué aus seinem Schrank, in dem er sich verstecken sollte, bis er kein Mucks mehr hörte. Er steht in Mitten eines leeren Platzes. Da, wo zahlreiche Menschen ihr Leben verloren haben, da steht nur noch er. Auf ihn rollt ein Panzer zu, dessen Fahrer ihn zu sich hineinzieht. Auf der Fahrt sieht er seine Mutter. "Tausend Punkte, wir haben gewonnen!", schreit der Kleine in die offenen Arme seiner Mutter. Sein Vater Guido wurde erschossen, als er versuchte, als Frau verkleidet seine Dora zu finden. Zu Beginn des Films gab er einem intelligenten Hotelgast - ironischerweise auch der Arzt im Konzentrationslager - immer Rätsel auf. Dieser fragte Guido darauf hin: "Eh du meinen Namen nennst, bin ich schon nicht mehr da." Das "Schweigen" war die Antwort eines ebenso klugen Guidos. Und genau das bleibt am Ende dieses Films. Ist das Leben nicht schön?




An dieser Stelle sei auch an einen denkwürdigen Moment der Oscar-Geschichte erinnert: An die Preisverleihung für "Das Leben ist schön" an Roberto Benigni.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Habe ich immer noch nicht gesehen. Junge, Junge, es wird Zeit!