Dienstag, 9. September 2008

Schiller live in Bonn: Eine Ode an die Freude!

"Leben heißt träumen, weise sein heißt angenehm träumen." Geht es nach den Worten von Friedrich Schiller, müssen die Besucher des Schiller-Konzertes am Samstag in Bonn besonders weise gewesen sein – so angenehm haben sie geträumt. Grund dafür war ein atemberaubendes Klangkonglomerat aus Pop-, Rock-, Indie- und Trance-Elementen, welches seine Wirkung tat: Menschen jenseits der 30 rissen die Arme in die Luft, wippten unbedarft von einem Bein aufs andere, schlossen für kurze Momente die Augen oder zückten intuitiv einsame Feuerzeuge. Jeder einzelne hat sein ganz persönliches Fest gefeiert, seine eigene Reise ins Innere angetreten, getrieben von der Sehnsucht nach Klängen, Melodien und Beats.

Wer Schiller auf der Sehnsucht-Tour live erleben durfte, der konnte sich davon überzeugen, dass die Klänge klarer waren als Kristall. Die Stimmen von Jette von Roth, Kim Sanders und Jael glichen einem geschliffenen Diamanten, der die Augen der Besucher zum funkeln brachte. Ein kleines Lächeln auf ihren Lippen legte Zeugnis davon ab, wie angenehm der Traum gewesen sein muss. Zweifellos ist Schiller das, was Produzent Christopher von Deylen als „elektronische Musik mit Seele“ verstanden wissen will. Doch auf der Bühne ist Schiller mehr als nur ein nebulöses Musikprojekt. Schiller präsentiert sich als ausgereifte Band. Syntheziser treffen auf Akustik- und E-Gitarre, elektronische Drums auf solides Schlagzeug. Auch wenn der Frontmann und Produzent betont: „Ich bin Christopher von Deylen und ich bin Schiller“, sind es die Bandmitglieder und die musikalischen „Gäste“, die Schiller komplettieren. Jeder einzelne verfügt über eine Aura, die den Zuschauer und Zuhörer in seinen Bann zieht. Der Mix aus akustischen und elektronischen Klängen schafft eine Atmosphäre, in der Länder eine globale Einheit bilden, in der Vergangenheit und Zukunft im Augenblick des Hörens aufeinander treffen. Ort und Zeit sind eins bei Schiller. Besonders spürbar beim Klassiker „Glockenspiel“. Die Live-Interpretation des Songs war von musikalischer Effektivität und schlichter Schönheit geprägt und sorgte an diesem Abend einmal mehr für fernöstliche Magie in der Luft.

Das Live-Konzert von Schiller war ein audiovisuelles Gesamtkunstwerk, die Reihenfolge der Stücke nahezu perfekt. Dass auch die Band einen ungeheuren Spaß hatte, trug zu einem ebenso begeisterten Publikum bei. Gleich zwei Zugaben gönnte Schiller den jubelnden Fans, welche völlig außer sich schienen vor Freude. Zwei Mal zeigten Schiller dann, was noch in ihnen steckt, schmetterten lauter als zuvor – und das nicht weniger virtuos. Am Ende konnte die Band um Christopher von Deylen ihr Glück wohl kaum fassen, schüttelten dankend die Köpfe.

Dem Besucher bot sich da an jenem Abend des 06. September 2008 auf dem Vorplatz des Kunstmuseums in Bonn – einer maßgeschneiderten Location - wahrlich der Musik gewordene Schiller, musikalische Lyrik par excellance, ein Klangerlebnis der besonderen Art. Welch eine Ode an die Freude! Oder doch an die Sehnsucht?

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